Liebe Freunde des Zen,
aus dem bisherigen Newsletter ist jetzt ein Rundbrief geworden. Vieles hat sich geändert seit dem letzten Newsletter. Ich bin nicht mehr im Vorstand des Zen-Instituts und lebe auch nicht mehr in Münster, ja, nicht einmal mehr in Deutschland. Im Mai dieses Jahres bin ich auf die Philippinen geflogen und lebe seitdem in diesem schönen Inselreich am Rande der Südsee. Immer recht heiß und sonnig hier, aber auch nicht ungefährlich! An Palmenhainen sieht man Schilder, auf denen „Beware of falling Coconuts!“ geschrieben steht. Bisher ist aber alles noch gut gegangen.
Gassho
Detlef B. Fischer
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Auf in die Ferne!
Die Flüge auf die Philippinen sind nicht ganz ohne. Sie dauern mindestens 25 Stunden und es gibt keine Direktflüge. Dafür ist die Strecke zu lang – etwa 12.000 km. Die letzten 5 Stunden sind am härtesten, weil man einfach keine Lust mehr auf Flugzeugsitze, Videomonitore und Plastikmahlzeiten hat. So war es auch diesmal. Auf der Strecke von Manila nach Cebu, meinem Ziel, sah ich aus dem Flugzeugfenster und schaute auf das blaue, glitzernde Meer, sah kleinere und größere Inseln und hin und wieder Schiffe. Ziemlich übermüdet dasitzend kam mir der Gedanke, was ich hier eigentlich treibe? Ich fliege ohne Rückflugticket in ein fernes Land, wo mich nichts anderes als ein Hotelzimmer erwartet, das ich von zu Hause aus für 10 Tage gemietet habe.
Sicher, ich habe eine Krankenversicherung und meine Kreditkarten, aber das wars dann auch schon. Alles weitere, Freunde, Wohnung, Fahrzeug, Job etc., muss sich noch ergeben. Ich bin nicht zum ersten Mal auf den Philippinen, daher weiß ich einigermaßen, was mich dort erwartet: Ein dicht bevölkertes Land, chaotischer Verkehr, hässliche Großstädte, viel Armut, aber auch sehr viel Freundlichkeit und Lebensfreude. Warum verlässt man ein Vollkaskoland wie Deutschland? Vernünftig ist das eigentlich nicht, aber man muss ja auch nicht immer vernünftig sein. Ich hatte ein komfortables Leben in Münster und es gab eigentlich keinen Grund zur Klage. Ich habe auch kein Problem mit Deutschland (auffallend viele Auswanderer reden schlecht über Deutschland), im Gegenteil, ist doch ein gutes Land zum Leben und irgendwelche Probleme gibt es überall. Was mir in Deutschland wohl am meisten fehlte, war eine Herausforderung. Der Wunsch, mich noch einmal neu erfinden zu müssen, war ziemlich stark. Ich war und bin immer noch neugierig darauf, was das mit mir anstellt, wenn ich längere Zeit in einem fernen Land mit einer ganz anders gearteten Kultur lebe.
Nun bin ich bereits seit vier Monaten hier auf den Philippinen und habe mich ganz gut eingelebt. Man braucht Wochen, um hier wirklich anzukommen und kein Fremder mehr zu sein. Heimweh plagt mich nicht, aber das Land ist auch kein Paradies – allen Stränden und Palmen zum Trotz. Ich freue mich an kleinen Erfolgen: Ich habe einen echten philippinischen Führerschein bekommen (mit dem deutschen darf man nur drei Monate fahren). Einen flotten Yamaha-Roller habe ich mit zugelegt, um beweglicher zu sein, und ein kleines Reihenhaus habe ich mir gemietet. Nicht sehr teuer und mit reichlich Platz. An das Essen muss ich mich immer noch gewöhnen, denn man isst hier drei Mal am Tag Reis. Ich mag gerne Reis, aber eben nicht so häufig. Vermissen tue ich holländischen Käse und vor allem deutsches Brot. Und natürlich vermisse ich all die guten Freunde, die ich in Deutschland zurücklassen musste.
Viele Grüße von den Philippinen
Detlef B. Fischer
Nachtrag
Dies ist der erste Rundbrief aus Fernost und er beschreibt meine persönliche, neue Situation. In den nächsten Rundbriefen soll es aber auch wieder um Zen-Themen gehen. So, wie es auch bei den Newslettern gehalten wurde.
Ich werde also jeweils hier von den Philippinen berichten „Post aus Fernost“ und Beiträge zu spirituellen Themen schreiben. Ich denke, dass beides für euch interessant sein wird. Bleibt also im Boot und lasst mir gerne eure Kommentare zukommen!
Medienempfehlung
Aktuelle Videos auf Detlefs YouToube-Kanal:
Neues Buch: Shinto und Buddha (Detlef B. Fischer, 2022)
Von den zwei Religionen, die in Japan am meisten verbreitet sind, Shintoismus und Buddhismus, ist der Shintoismus für uns im Westen die große Unbekannte. Diese Religion gibt es nur in Japan und dort, wo Japaner leben. Sie beschreibt den Gründungsmythos des Inselreiches und sieht das Kaiserhaus in direkter Nachfolge der Sonnengöttin. Der Buddhismus kam über Korea und China nach Japan und hat sich dort rasch verbreitet. Es gab vielfältige Einflüsse zwischen Shintoismus und Buddhismus, aber es kam weder zu einer Verdrängung einer der beiden Religionen, noch zu einer völligen Verschmelzung. Wer Japan und die Japaner besser verstehen will, sollte die Grundlagen des Shinto kennen lernen.
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